Napoleonshöhe

Telegraphenturm eingeweiht

Ein Napoleonsturm auf der "Napoleonshöhe". Nach langer Planung konnte ein Nachbau der Telegraphenstation verwirklicht werden. Auf der 270 Meter hohen "Napoleonshöhe" stand zur napoleonischen Zeit eine Telegraphenstation mit der Nachrichten über weite Strecken und in schneller Weise übermittelt werden konnten.Die Station war ein Teil der Optischen Telegrafenlinie Metz-Mainz. Sie wurde 1813 eröffnet bestand aus 22 Telegraphenstationen und hatte eine Länge von 225 Kilometer. Der französische Techniker Claude Chappe entwickelte 1791 mit seinen Brüdern eine Vorrichtung die er "Tachygraf" (Schnellschreiber) nannte. Er bestand aus einem fünf Meter hohen Holzgerüst, an dessen oberen Ende ein 4,62 Meter langer und 0,35 Meter breiter Balken (Regulator) um seinen Mittelpunkt schwenkbar befestigt war. An jedem Balkenende war ein 2 Meter langer und ebenfalls schwenkbarer Arm(Indikator) mit einem Gegengewicht zur Erleichterung des Einstellens der Zeichenstellungen angebracht. Über Rollen und Seile ließen sich drei bewegliche Arme so verstellen, dass man 196 verschiedene Zeichen mit Wort- und Satzbedeutung bilden konnte. Ein Zeichen durchlief in einer Minute eine Strecke von 135 km. Mit Hilfe von Lampen versuchte man auch nachts zu telegrafieren. Im Bereich des neuen Bauwerkes, das für Wanderer gleichzeitig auch eine Schutzfunktion bietet, ist die Anbringung einer Informationstafel vorgesehen, um die historischen Bezüge zu erläutern. Mit einer begehbaren Ebene wurde auch ein Aussichtspunkt geschaffen werden, der einen Panoramablick in die Rheinhessische Landschaft bis in den Rheingau und das nordpfälzer Bergland ermöglicht. Die Projektkosten betrugen rund 71.000 Euro. Die Rekonstruktion der Signalstation entstand zirka 200 Meter südwestlich vom Originalstandort der damaligen Station und liegt annähernd auf der gleichen Höhe wie der Ursprungsort. 40.000 Euro wurde durch das europäische Leaderprojekt bezuschusst. Für die VG verblieb ein Eigenanteil von 31.400 Euro. Quelle: Karl-Heinz Weller eingestellt: H. Herda, Mai 2011

Interessante Einblicke

Geschichte von Sprendlingen und Umgebung

Skizzen von der Urgeschichte Sprendlingens - Steinbrüche, Sand- und Kiesgruben und andere derartige Erdaufschlüsse erlauben Einblicke in die Erd- und Kulturgeschichte, die normalerweise durch den Humusboden dicht verschlossen sind. Gerade in der rheinhessischen Landschaft, wo es deutlich weniger großflächigen Erdabtrag gibt als z. B. in Gebieten mit Braunkohle- oder Bimsabbau, bieten sie nicht nur Geologen, sondern auch Archäologen ganz besondere Erkenntnismöglichkeiten. So können in großen Flächen z. B. vollständige Siedlungen oder Gräberfelder erforscht werden, die in der Regel nur durch winzige Ausschnitte, z. B. durch Straßenbau oder Kanalgräben, bekannt sind. Auch in der Sprendlinger Region, in einer Sandgrube der ehemaligen Firma Gaul, haben Menschen im Laufe vieler Jahrtausende durch Bodeneingriffe verschiedenster Art immer wieder ihre Spuren hinterlassen. Deren Erforschung und Dokumentation mit archäologischen Methoden stellt, vor ihrer endgültigen Zerstörung, die einzige und letzte Möglichkeit dar, etwas über die hiesige Bevölkerung, die Jahrhunderte vor den ersten Schriftquellen lebte, zu erfahren. Leider ist der Erkenntniszuwachs meistens mit der Zerstörung der Wissensquellen verbunden. ‚Rekultivierte‘ Flächen haben ihr ‚kulturelles Gedächtnis‘ verloren; die archäologische Dokumentation bleibt die einzige Erinnerung. Bedingt durch die jahrzehntelangen Erdarbeiten insbesondere der Firma Gaul war die Landesarchäologie schon oft in Sprendlingen tätig. Besonders bedeutsam war 1977 der Fund eines altsteinzeitlichen, ca. 20-25000 Jahre alten Zeltplatzes in der Sandgrube Gaul (später Kreismülldeponie); hier wurde ein Aufenthalt einer Jäger- und Sammler-Gesellschaft nachgewiesen. 1984 wurde am Rande des Ober-Hilbersheimer Plateaus eine mittelbronzezeitliche (ca. 1500 vor Chr.) Kreisgrabenanlage aufgedeckt. Es handelte sich um einen kreisförmigen Graben mit 17 m Durchmesser, in dessen Einfüllung sich sieben Körperbestattungen fanden. Teilweise hatten die Menschen Beigaben in das Grab gelegt bekommen. Als Besonderheit zierte eine von weit her importierte Bernsteinkette noch das Skelett einer Toten. 2008 forschten die Archäologen in einer Sandgrube der Firma Gaul in der Gemarkung ‚An dem Faßborn‘. Nach Abtrag der Humusschicht waren hier wiederum vorgeschichtliche Siedlungsspuren sichtbar geworden. Zu Tage kamen kreisförmige Gräben: eine Doppelanlage mit innerem und äußerem Graben (Durchmesser ca. 17 m) und zwei Eingängen. In ihrer umschlossenen Innenfläche zeichneten sich mehrere Pfostenstellungen ab, ein Hinweis auf eine ursprünglich vorhandene Holzkonstruktion. Außerhalb fanden sich drei Körperbestattungen von Erwachsenen, leider schlecht erhalten und bereits in der Antike ihrer Beigaben beraubt. Wenig entfernt lag ein kleiner Kreisgraben (Durchmesser ca. 9 m), wiederum mit Eingang, unter dem sich ein noch älterer Graben verbarg. Die bislang noch nicht ausgewerteten Funde weisen wiederum in die späte Bronzezeit (ca. 14./13. Jh. vor Chr.). Während der Grabungsarbeiten war die Interpretation der ungewöhnlichen Pfostenstellungen inmitten des doppelten Kreisgrabens unklar. Momentan wird die Deutung der Befunde als Überrest einer hölzernen, einst überhügelten Totenkammer favorisiert. Endgültige Ergebnisse werden aber erst die noch anstehende wissenschaftliche Aufarbeitung erbringen, für die sowohl eine intensive Beschäftigung mit dem Fundmaterial als auch naturwissenschaftliche Analysen nötig sind.

Dr. Günter Brücken, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), Direktion Landesarchäologie, Mainz.

 

Weitere Informationen für Geschichtsinteressierte: www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/sprendlingen.html

 

Institut für Geschichtliche Landeskunde

an der Universität Mainz e.V.

Johann-Friedrich-von Pfeiffer-Weg 3

55099 Mainz

 

erstellt: M. Bucher, 05.03.2015

Die hl. gertrud

von kinderhand ins Bild gesetzt

us. SPRENDLINGEN. – Dem Gertrudisfestausschuß ist es zu verdanken, dass im Ferienprogramm ein besonderes Projekt in Angriff genommen werden konnte. Er hat die finanziellen Mittel zur Herstellung eines keramischen Wandbildes bereitgestellt. Damit verbunden war die Behandlung der Geschichte von Sprendlingen und dabei besonders die – durch das Gertrudisfest ins Bewußtsein gerückte – Verbindung von Sprendlingen mit der hl. Gertrud von Nivelles.

Diese Aufgabe hatte Dr. Ingrid Ringel von der Universität Mainz übernommen. Ihr machte die Beteiligung am Ferienprogramm große Freude. Daß sie die Lebensbeschreibung der hl. Gertrud von 670 aus dem Lateinischen übersetzte, ebenso die bislang noch unbekannten Fortsetzungen dieser Vita mit ihren Wunderbeschreibungen, zeugt von großem Engagement. Die anfängliche Besorgnis, dass die Kinder sich nicht für ein Heiligenleben interessieren könnten, wurde angesichts der neugierigen Fragen und verwunderten Gesichtern der Vier- bis Vierzehnjährigen weggewischt.

 

„Warum schenkt ein König Teile seines Landes einem Kloster?“, fragte Frau Ringel und die Antwort kam prompt: „Damit man für ihn betet.“ Dadurch war die Verbindung von Sprendlingen zum Kloster der hl. Gertrud von Nivelles/Belgien erklärt, denn bis ins 16. Jahrhundert besaß das Kloster Weinberge in Sprendlingen.

 

Ingrid Ringel konnte mit den Kindern auch die Gründe der Verehrung von Gertrud, die Äbtissin des Niveller Klosters war, besprechen. Daß Gertrud bereits mit etwa zehn Jahren ihren zukünftigen Ehemann vorgestellt bekam, versetzte die Kinder in maßloses Erstaunen. Ob sie genau verstanden, warum Gertrud diesem Wunsch ihrer Eltern (Pippin von Landen und Iduberga) nicht folgte und in ein Kloster wollte, blieb offen. Was diese junge Frau, sie starb 659 im Alter von 33 Jahren, für die Verbreitung der Heiligen Schrift tat, wie sie für die großen Gefahren ausgesetzten Wanderer sorgte und Kranke betreuen ließ, dies beeindruckte die Kinder sehr, was man aus den anschließend gefertigten Zeichnungen lesen konnte, die die Grundlage für die Gestaltung des keramischen Wandbildes waren. Am zweiten Nachmittag konnten die Kinder mit Dieter Goergen aus Jugenheim und Ingrid Ringel einzelne Motive aus den verschiedenen Zeichnungen auswählen und zu einem Modell für das Wandbild zusammenstellen. Goergen, der die Größenverhältnisse der herzustellenden Platten festlegte, musste am dritten Nachmittag „genormte“ Zeichnungen fordern, womit die Vorarbeiten abgeschlossen wurden. Dann ging es an die Bearbeitung von schwarzem Ton, der aus Frankreich stammt. Den Ton zu schlagen und zu walken, war keine leichte Aufgabe. Glücklicherweise kamen Erwachsene zu Hilfe, denen die ganze Sache dann auch großen Spaß machte.

 

Ein geschäftiges Treiben herrschte im Anwesen von Friedel und Ursula Schnell in der Gertrudenstraße. Da wurden Platten zurechtgerollt und geschnitten, die Zeichnungen aufgetragen und mit Modellierhölzern die Motive herausgearbeitet. Kreisjugendpfleger Schwarz hat alle Stationen der keramischen Arbeiten im Bild festgehalten. Nun bleibt für Dieter Goergen noch viel Arbeit. Er muß abwarten bis die Platten getrocknet sind und dann brennen, glasieren und nochmals brennen.

 

Nun hofft man, dass dies alle Keramikteile gut überstehen und in einigen Wochen in der Getrudenstraße die hl. Gertrud auf die Passanten herunterschaut,die Verbindung Sprendlingen – Nivelles deutlich und die Fortsetzung vovn Gertruds Wirken „Für andere sorgend“ im Gertrudisfestgeschehen*** bewusst wird.

 

Quelle: Allgemeine Zeitung Bingen, 17.08.1982

http://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/region/orte/orte-s/sprendlingen.html 

AZ Bingen, 22.09.1993 sowie AZ Bingen, 09.09.1997

chronologische Skizze

Zur schnellen Übersicht sind nachfolgend einige Daten der umfangreichen und interessanten Geschichte Sprendlingens ausgewählt. Die Daten sind weder vollständig noch nach besonderen Aspekten gewichtet:

Vor ca. 10.000 Jahren bestand ein eiszeitliches Lager im Sprendlinger Wald – heute im Bereich der 2004 geschlossenen Deponie.

Um 700 n. Chr. Fränkische Besiedlung – Gräberfunde beim Bahnbau im Bereich der Ortseinfahrt Kreuznacher Straße

767: Erste urkundliche Erwähnung im Lorscher Codex 767 (22. April) – Ragner schenkt dem Kloster Lorsch zu seinem Seelheil Besitzungen in Sprendlingen – aufgrund dieser Urkunde gab es 1967 eine 1200 Jahrfeier in Sprendlingen

877: – Kaiser Karl der Kahle gibt seinen Herrenhof in Sprendlingen an das Kloster Nivelles in Belgien – Gertrud von Nivelles. Von Besitzungen dieses Klosters stammt der Name „Gertrudenviertel“. Ein Mosaik an der Hauswand des Anwesens Schnell (Seite Ernst-Ludwigstraße) erinnert an die Geschichte.

Um 1000: – die Grafen von Sponheim treten in unserem Raum in das Licht der Geschichte: Kloster Kirche Pfaffen-Schwabenheim (um 1045) - Grablege der Grafen Johann (+1340) und Walram (+ 1380). Die Sponheimer versuchen, seither ihr Territorium in verschiedenen Richtungen auszubauen. 1241 Sprendlingen und Meggelsheim (Meggelsheimer Weg - St. Johann) kommen als Lehen vom Kloster Nivelles an die Grafen.

1279 – Schlacht von Sprendlingen. Graf Johann der Lahme und der Mainzer Erzbischof treffen sich in einer offen Feldschlacht vor Sprendlingen. Es geht um den Besitz der Burg Böckelheim (Schloß Böckelheim). In der Schlacht rettet der Kreuznacher Metzger Michel Mort den Grafen und kommt dabei selbst ums Leben. Die Flurbezeichnung Michel Mort erinnert an das Schlachtfeld und den Standort des alten Denkmals. Die Grafen von Sponheim sterben 1437 im Mannesstamm aus. Das sponheimische Erbe geht an die Markgrafschaft Baden, an Kurpfalz und das Herzogtum Simmern.

1589: – ein Brand verwüstet zahlreiche Gebäude des Dorfes

1707: Bis 1700 blieb das sponheimische Erbe ungeteilt. Nach der Teilung des Jahres 1707 kam Sprendlingen in den Alleinbesitz der Markgrafschaft Baden. 1710 wurde in der Schmittstraße die Badische Kellerei errichtet

1792-1815: Das Ende der Territorialherrschaft kam mit dem Einmarsch der Franzosen 1792. (Mainzer Republik 1794). Nach dem Wiener Kongress (1815) wurde Sprendlingen mit weiteren Territorien dem Großherzogtum Hessen zugeteilt – die linksrheinischen Gebiete wurden fortan als Rheinhessen bezeichnet. Seit 1947 gehört Rheinhessen zum neuen Bundesland Rheinland- Pfalz.

Von 1815 bis 1938 gehörte Sprendlingen zum Kreis Alzey. Im Zuge der Verwaltungsreform 1938 kam der Ort zum alten Kreis Bingen, 1969/70 zum Kreis Mainz-Bingen.

Sprendlingen gehört seit 1972 der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen an und ist Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung.

1803: Geburt von Jakob Hirschmann. Bürgermeister und Dichter.
1938: Zerstörung der Sprendlinger Synagoge
1960: Tod von Charlotte Waterbeck
1966: Inbetriebnahme der Kultur- und Sporthalle Sprendlingen
1967: 1200 Jahrfeier der Ortsgemeinde Sprendlingen
1977: Neubau der Hauptschule Sprendlingen
1998: Renovierung des Rathauses und Neugestaltung des Marktplatzes
2000: Eröffnung der neuen kommunalen Kindertagesstätte „Unser blaues Haus“.
2001: 100-jähriges Jubiläum der Katholischen Pfarrkirche
2003: Fertigstellung der Renovierungsarbeiten an der Evangelischen Kirche
2004: Die Einwohnerzahl Sprendlingens übersteigt 4000
2004: Einweihung der neuen Kultur- und Sporthalle
2004: 40 Jahre Partnerschaft zwischen Genlis, Langecourte en Plaine und Sprendlingen.
2004: Einweihung einer neue kulturellen Begegnungsstätte in der renovierten ehemaligen Synagoge
2005: Einweihung des Weinerlebnisweges "via vinea" am Wißberg
2006: Einweihung der Nordumgehung Sprendlingen
2007: 1.Sommer-Bob WM am Wißberg Sprendlingen
2008: Innenrenovierung der evangelischen Michaelskirche
2008: Die kath. Kirche St. Michael erhält eine restaurierte Mönch & Prager-Pfeifenorgel
2008: Grundsteinlegung Solarpark Sprendlingen
2008: Die kath. Kirche erhält mit Unterstützung des einheimischen Fördervereins und der Ehrenamtsförderung des Kreises aus einer profanierten Kirche in Freiburg eine "Mönch & Prachtel" Pfeifenorgel.
2008: Die ersten Module gehen ans Stromnetz
2009: Der erste Abschnitt des Solarparks wird offiziell eingeweiht, damit wird in der Ortsgemeinde ein starkes Zeichen für die Energiewende gesetzt.

2010: Der zweite Abschnitt des Bürgersolarparks geht ans Netz. Der kulturhistorische Rundgang mit der Beschreibung historischer Gebäude und Orte wird eingeweiht. Dem 100. Geburtstag der Sprendlinger Künstlerin Charlotte Waterbeck wird in einer Feierstunde gedacht.

 

Quelle: Dr. Fritz Schellack/ab 2004 K-H Weller
ergänzt 05.2009 & 09.2010 Ursula Schnell/Karl-Heinz Weller
erstellt: Thorsten Schmidt / 01.11.2008 Ergänzung 11.2010 K-H Weller

Ein ort mit Tradition

Seit der ersten urkundlichen Erwähnung bis heute sind über 1200 Jahre vergangen.

Die bewegte Geschichte von Sprendlingen hat Ihre Spuren hinterlassen: Sichtbare Spuren wie das historische Rathaus, das Heimat-Museum oder diverse historische Gebäude, aber auch unsichtbare Spuren, die sich tief in der Sprendlinger Kultur und in den örtlichen Gepflogenheiten wiederfinden.

Ein Spaziergang durch Sprendlingen läßt offene Augen auf so manches Zeugnis der Geschichte stoßen. Aber wenige Orte verstehen es so, die Tradition mit der Moderne zu verbinden wie Sprendlingen:

Moderne Neubauten oder neue Ortsteile mit innovativer Infrastruktur laden zum neuzeitlichen Leben ein.

Quelle: Text von Dr. Fritz Schellack
erstellt: Thorsten Schmidt / 01.11.2008